Waidring: Hin und zurück in sieben Tagen

Fast siebenhundert Kilometer hatten wir vor uns, als wir (Max, Stefan, Tobias und ich) endlich Richtung KanuCamp in Waidring (Österreich) losführen. Wir waren uns ziemlich sicher, dass wir nichts vergessen hatten als wir das Bootshausgelände verließen! Nichts vergessen, na ja! Ich musste mein Prepaid wieder aufladen (habe erst spät am Abend zuvor festgestellt, dass die Karte meines Flusshandys aufgeladen werden musste). Sonst brauchte ich das Gerät gar nicht mitzunehmen! Also, nichts wie ab zur Tankstelle zum Aufladen, während Tobias seinen fast leeren Benzintank auffüllen konnte. Gesagt, getan! Jetzt kann uns endlich nichts mehr vom Ziel abhalten – Denkste!

Wir wissen wo der Ort Waidring liegt, oder?
„Klar! Waidring liegt ca. 70 km von Salzburg entfernt! Damit wir reibungslos ankommen, habe ich den Ort in mein Navigationssystem eingegeben!“

Und wo sind dann die BERGE?

„Sie müssten irgendwo zu sehen sein! Vielleicht gibt es zwei Orte mit dem Namen „Waidring“?“

„Du Scheibe!“, dachte ich (oder sowas ähnliches ;-} )

Jupp! Ihr habt es wahrscheinlich bereits geahnt! Es gibt tatsächlich zwei Orte namens Waidring! Beide sind unweit von Salzburg und liegen ungefähr 100 km auseinander. Trotz Navigationssystem (oder gerade deswegen) steuerten wir das falsche Waidring an. Pech!!

Mann, das Leben ist manchmal hart, – aber stets interessant 😀 !

Ganz nach dem Motto „Nur die Harten kommen in den Garten (oder in die Berge)“, erreichten wir endlich den richtigen Ort gegen 20 Uhr abends und gerade rechtzeitig, um unsere Zelte aufzubauen, bevor es langsam dunkel wurde. Endlich konnten wir ein warmes Essen zu uns nehmen! Und vielleicht noch wichtiger: es war immer noch früh genug, um uns für unsere erste Kajakfahrt der Woche mündlich anmelden zu können.

Und was für eine Fahrt. Max und ich nahmen zusammen mit anderen Teilnehmern an der ca. 15 km langen Kinderfahrt auf der Kössener Ache teil. Diese Fahrt war als WWII-Fahrt ausgeschrieben. Mit Ausnahme der offiziellen Fahrtenleiter und meiner Wenigkeit haben nur Kinder an der Fahrt teilnehmen dürfen. Die Fahrt wurde von mehreren Erwachsener begleitet und die ca. 14 Kinder in kleine Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe war mit mindestens zwei Begleitern unterwegs. Der Fluss war einfach klasse und gerade richtig für uns als Einführung und, nach der Fahrerei des vorherigen Tages, gerade richtig, um uns die Müdigkeit aus den Knochen zu spülen. Während der Fahrt schien die Sonne! Es war warm und die Landschaft genial ;-). Dann aber kam die böse Überraschung: kaum an der Aussatzstelle angekommen, fing es schon an zu schütten. Ein richtiger Platzregen, der leider bis in die Nacht hinein andauerte. Auf der Rückfahrt zum Campingplatz konnte ich die Straße direkt vor meinem Auto kaum sehen. Waidring hat seinem Ruf wieder alle Ehre gemacht!

„Nach dem Regen ist vor dem Regen“, in Waidring.

Für den Dienstag hatte ich Max und mich für die WWI-Strecke (Salach, 17km) angemeldet. Für mich war es wichtig, dass Max die Unterschiede zwischen den verschiedenen WW-Stufen kennenlernen konnte. Da wir aber bereits seit Montagabend Dauerregen aushalten mussten, war die Strömung an diesem zweiten Tag recht schnell und (zur Freude von Max) einige Wellen ziemlich ausgeprägt. Die Fahrt war für alle Kajaker vorgesehen, sodass wir mit einer gemischten Gruppe auf den Fluss gingen. Während wir auf dem Fluss waren, ließ der Regen sogar kurz nach, kam aber am frühen Abend wieder zum Vorschein. Tja, so sieht das Leben eben im Sommer (Herbst, Winter und Frühling) in Waidring aus!

Die 17 km-Fahrt auf der Leitzach (wieder teilweise vom Regen begleitet) am Mittwoch war einfach klasse. Sie war mit WWII+ ausgeschrieben und für alle Paddler offen. Auf diesem Fluss mussten wir mehrere Stufen, einige Wehre und andere Hindernisse überwinden und konnten ganz am Ende der Fahrt von einer Rampe aus einen freien Flug von einigen Metern machen. Die Flussfahrt war recht spannend, und für Max (der als einziger Schützling dabei war) diente sie als Blick über den Tellerrand. Er wurde von den Fahrtenleitern und Begleitern des KanuCamps immer bestens betreut und vor den ganz üblen Hindernissen geschont. Stefan und Tobias waren bei dieser Fahrt auch dabei, und haben die Flussfahrt auch genossen.

Eine leicht verblockte Strecke der Leitzach

Der Donnerstag kam und Max nahm wieder an einer vom KanuCamp organisierten Kinderfahrt teil, eine 12 km WWI-Strecke der Kössener Ache. An diesem Tag habe ich eine Auszeit vom Kajakfahren genommen und begleitete die Gruppe mit meinem Auto. Die Fahrt kam bei allen Kindern super an. Bei den Kinderfahrten beeindruckten mich am meisten drei Dinge: Alles war einfach super organisiert. Die Kinder wurden unterwegs mit Getränken und Essen versorgt. Und ich habe mit Freude sehen dürfen, welch extrem hohen Wert alle Beteiligten auf das Thema Sicherheit legten. Trotzdem (oder gerade deswegen) durften die Kinder Fluss-Strecken kennenlernen, die auch für manchen Erwachsenen eine Herausforderung gewesen wären.

Dem Jem-Organisationsteam und den individuellen Fahrtenleitern kann ich nur sagen: Hut ab, absolut klasse gemacht!

Nach dem fast ständigen Regen der vorherigen Tage, mussten die Fahrten für den Freitag abgesagt werden. Die Flusspegel waren einfach zu hoch. Nun, was macht ein Paddler, wenn er auf dem Fluss nicht nass werden kann? Richtig, er geht schwimmen! Wir verbrachten einen ganz tollen Nachmittag (drinnen und teilweise auch beim Regen draußen) in einem örtlichen Schwimmbad mit außenliegendem Strömungskanal. Von der Außenanlage aus konnten wir sogar einen Blick auf einen Teil des WWIII-Flusses erhaschen, der unter anderen Wetter-Umständen von den versierteren Paddlern hätte gefahren werden sollen. Der Flussabschnitt sah recht interessant aus!

Für den Samstag hatten wir uns eigentlich als Ziel gesetzt, auf den Waidringer Hausberg zu gehen, um dort die Triassicpark-Ausstellung zu besuchen und eine Wanderung bis zur Steinplatte zu machen. Aber der Regen machte uns leider schon wieder einen Strich durch die Rechnung. Also fuhren wir nach Lofer im Sallachtal, machten dort eine Ortsbegehung und schauten uns die Klamm an. Die Wassermengen, die an dem Tag durch die Klamm geflossen sind, waren wirklich imposant. Heftig, heftig!

Übrigens, als wir ganz früh am Sonntagmorgen unsere sieben Sachen ins Auto verstauten und uns auf die Rückfahrt nach Hause vorbereiteten, lächelte die Sonne aus einem teils bewölkten, aber auch teils blauen Himmel auf uns herunter, und wir konnten endlich die Berge sehen ;-).

Und als wir dann nach einer langen Heimfahrt endlich wieder das Bootshaus erreichten, – von wem wurden wir wohl empfangen?

Richtig, vom Platzregen! Ich frage mich: wo bleibt die Gerechtigkeit 😀 ?

So viel zum KanuCamp 2010.

Das nächste KanuCamp kommt bestimmt!

Vielleicht sogar in 2011? Denn nächstes Jahr findet das Jem-KanuCamp in Mosslandl in der Steiermark (Österreich) statt. Falls wir hinfahren sollten, wer hätte dann Lust mitzukommen? Habe für nächstes Jahr sogar eine Möglichkeit, Hütten zu reservieren. Dies bedeutet aber, dass wir uns bereits vor Anfang Dezember anmelden müssen. Werde mich daher bis Anfang November bei Euch melden, um festzustellen, wer nächstes Jahr noch mitfahren möchte! Achtung: Um die Reservierung dingfest zu machen, müssen wir bereits in diesem Jahr einen Zuschuss von €10:00 pro Person überweisen.

Euch allen ein erfolgreiches Restpaddeljahr.
Schöne Grüße von Roy
20.08.2010