Da die Insel Fehmarn zu meinen Lieblingsinseln in Deutschland gehört, ist für mich die Möglichkeit ein langes Wochenende auf Fehmarn zu verbringen immer eine interessante Angelegenheit. Kommt zusätzlich die Möglichkeit dazu, direkt davor an einem Seekajaklehrgang teilzunehmen, und so ein paar Erlebnisse mehr zu erhaschen, dann bin ich erst recht überglücklich.

Also kam es in diesem Jahr praktisch zu einer Verschmelzung von zwei für mich höchstinteressanten Terminen: ein Seekajaklehrgang vor Maasholm an der Ostsee und das direkt anschließende Vereins-Seekajakwochenende auf Fehmarn.

Seekajaklehrgang: Sicherheitskurs Großgewässer I

Massholm/11.05. – 13.05.2012

Ausrichter: Landes-Kanu-Verband Schleswig-Holstein e.V.

Mehr Infos unter: http://www.kanu-sh.de

Ausbilder: Eckehard Schirmer

Kontakt: kanuschirmer@t-online.de

Die Fahrt von Bad Lippspringe nach Massholm war ziemlich lang und teilweise schon auf der Autobahn von recht starkem Wind begleitet. Verabredet war ich zum ersten Mal mit Eckehard Schirmer, meinem Seekajakausbilder für das Wochenende. Nach Ankunft am Freitagnachmittag in Maasholm wurde sehr schnell festgestellt, dass der Wind uns einen Strich durch die Rechnung machen würde, was unser ursprüngliches Ziel für das Wochenende betraf, nämlich die kleine „Lotseninsel“ in der Massholmer Bucht (der Wind wehte teilweise mit Windböen von Windstärke 6 -7). Bei solchen starken Windböen entschieden wir uns am Festland zu bleiben und den Lehrgang direkt vom dortigen Campingplatz aus durchzuführen.

Die Zelte wurden errichtet und die übliche Vorstellungsrunde eingeleitet.

Am Samstagmorgen ging der Lehrgang aber dann richtig los. Theorie und Praxis in ungefähr gleichen Mengen, vermischten sich mit kurzen Schnaufpausen, um auch mal gelegentlich etwas fürs leibliche Wohl zu tun. Der Wind an dem Samstag blies weiterhin heftig, und wehte teilweise mit Windstärken 5 – 6 direkt vom Festland aus. Dies bot eine merkwürdige Konstellation an: Paddeln bei Starkwind, aber ohne nennenswerten Wellengang.

Theorie und Praxis wurden an Land wie auf dem Wasser weiterhin vertieft und deckten die Themen Navigation und Wetterkunde, Rettungsübungen, Paddel- und Schlepptechnik ab.

Eine interessante Erfahrung machte ich am Samstagnachmittag in der Bucht (links vom Hafenbereich). Bei Windstärke 5 – 6 sind wir mit Rückenwind vom Campingplatz aus Richtung Ostsee gefahren und fuhren dann links Richtung Strand hinter die Hafenschutzwand. Am Strand angekommen kehrten wir um und fuhren wieder in die Bucht hinein und wurden sofort mit einem extrem starken Gegenwind konfrontiert, der das Paddeln für mich persönlich unheimlich erschwerte. Durch den starken Druck des Windes gegen meine Paddelblätter, bewegten sich meine Arme wie in Zeitlupe. Ich hatte den Eindruck, dass ich mein Paddel durch eine zähe Masse schob, die mir die normale Bewegungsfreiheit und Paddelkraft raubte, als kämpfte ich gegen ein schweres Gegengewicht an. Die Strecke von der Einmündung bis zum Strand beträgt nur ca. 1.5 km, kam mir aber eher wie 5 km vor. Ich kämpfte gegen den Wind und hatte oft den Eindruck, dass ich kaum vom Fleck kam. Ein paar Mal fragte man mich, ob ich in Schlepp genommen werden wollte. Dies lehnte ich energisch ab. Mich hatte der Ehrgeiz und der Trotz gepackt. Ich wollte mich auf keinen Fall wegen eines blöden Gegenwindes geschlagen geben müssen. Durch eigene Kraft wollte ich den von mir sehnsüchtig angepeilten Strand erreichen und nicht von anderen mehr oder weniger „angeschleppt“ werden müssen. Also kämpfte ich weiter und erreichte mein Ziel: Im ersten Augenblick total K.O., und dann erleichtert, dass ich es doch ohne fremde Hilfe geschafft hatte! Dann schwebte mir immer wieder eine Frage durch den Kopf: Ich habe es geschafft – super! Aber warum hatte ich so viele Probleme bei diesem starken Wind, während andere (zwar wesentlich fähigere) Paddler anscheinend fast unbehelligt vom Wind einigermaßen geschmeidig weiterfahren konnten?

Meine Ausrüstung ist sehr gut, mein Boot schnittig und mein Paddel von einem führenden Hersteller. (Die Blätter moderner Paddel sind zur ergonomischeren Führung meist 45 bis 90 Grad zueinander verdreht). Die Verschränkung meines Paddels kann man sogar verändern, sprich anders einstellen. Dies ermöglicht die Verschränkung meines Paddels weiter zu öffnen, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten, oder aber weiter zu schließen, um einen noch flüssigeren Paddeltakt zu erlangen.

Und genau dies habe ich total außer Acht gelassen. Während andere mit einer festen Verschränkung von ca. 70 Grad mir davonfahren konnten, hatte ich mein Paddel immer noch auf einer Verschränkung von 35 Grad (fast flach) eingestellt, was dazu führte, dass das dem Wind ausgesetzte Paddelblatt dummerweise als Sperre im Wind diente. Kein Wunder, dass ich mich abrackern musste. Ich war so damit beschäftigt, mich mit dem Wind auseinander zu setzen und ihm zu trotzen, dass ich nicht einmal daran dachte anzuhalten und das Paddel anders einzustellen. Es hätte mir die Situation wesentlich leichter gemacht, und mein Vorwärtskommen extrem vereinfacht. Beim nächsten Mal werde ich bestimmt daran denken (und wahrscheinlich dabei etwas ganz anders übersehen 😉 ).

Trotz des starken Windes, war der Lehrgang, der über zwei Tage (Samstag und Sonntag) verlief, einfach genial. Eckehard Schirmer und sein Team arbeiten klasse zusammen und sind sehr professionell. Wie erwähnt hätte das Wetter zwar besser sein können (sprich weniger Wind), konnte aber unserem Ehrgeiz und unserer Freude wieder auf dem Meer zu sein, nichts anhaben. Und einen großen Vorteil hatte der Wind doch noch gehabt. Wir konnten die Rettungsübungen „bis zum Umkippen“ ausüben und unter sehr realistischen Verhältnissen Kajak und Paddler bergen bzw. retten.

Wenn alles gut geht und falls ich 2013 einen Platz beim nächsten Lehrgang in Maasholm erhaschen kann, bin ich auch nächstes Jahr wieder dabei. Falls jemand Interesse hat mitzukommen, seid Ihr herzlichst eingeladen. Ein Vereins-Seekajak haben wir, und falls noch zusätzliche Boote gebraucht werden, können wir eventuell mehr Boote von einem der Kajakgeschäfte in Unna bzw. Hamburg mieten.

Mehr Infos hierzu werden Anfang 2013 hier erscheinen.

Schöne Grüße,
Euer Wanderwart,

Bad Lippspringe,

10.09.2012